Die unangenehme Wahrheit über Hundedurchfall ist: Ursachenfindung und Verfestigung der Dinge kann durchaus kompliziert sein! Hier findet Ihr Anleitungen zur Selbsthilfe und Ihr lernt auf Anzeichen zu achten, die einen Tierarztbesuch notwendig machen.
Wer von uns Hundehaltern kennt ihn nicht, diesen besonderen Geruch, der uns in die Nase steigt, wenn wir morgens aufwachen oder nach der Arbeit nach Hause kommen?
Oh-oh! Der Hund hat Durchfall! Das ist ein ziemlich häufiges Problem bei unseren Freunden, ist ja auch klar, sie lecken ja auch immer über alles, oder fressen die grausigsten Dinge. Und jetzt die unausweichliche Frage:
„Sollten wir besser zum Tierarzt gehen?“
Die Wahrheit ist, viele Hunde, wie auch wir Menschen, haben manchmal ganz einfach eine kleine Darmverstimmung und am nächsten Tag ist´s wieder gut, auch ohne medizinische Intervention. Häufig ist dieses Problem auch bei unseren vierbeinigen Freunden durch ein wenig Diät und einige probate Hausmittel durchaus vom Besitzer zu händeln.
Warum bekommen Hunde Durchfall?
Die Ursachen für akuten Durchfall ohne andere Symptome sind vielfältig und umfassen verbotene Tätigkeiten (z.B. in den Müll gelangen oder das Katzenklo auszuräumen), Magen-Darminfektionen mit Bakterien wie Campylobacter und Parasiten des Verdauungstraktes wie Hakenwürmer, Spulwürmer, Peitschenwürmer und Protozoen - Infektionen wie Giardien.
In den meisten Fällen von akutem, selbstlimitierenden Durchfall wird eine Ursache nie identifiziert.
Darf ich zuwarten oder muss ich sofort zum Tierarzt?
Hier muss man deutlich zwischen Welpen und erwachsenen Hund differenzieren!
Wenn Dein erwachsener Hund ansonsten normal erscheint und regelmäßig entwurmt wird, und wenn sein Kot üblicher Weise gut geformt ist, ist eine symptomatische Behandlung zu Hause durchaus angebracht. Normaler Weise ist mit einer Dauer von 2-4 Tagen zu rechnen, dann sollte Dein Freund wieder festen Kot absetzen. Sobald aber Symptome wie Erbrechen, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit oder Schmerzen hinzukommen, ist ein Tierarztbesuch notwendig. Die Ausnahme diesbezüglich stellen Welpen dar. Der Durchfall eines Welpen ist auf jeden Fall durch einen Tierarzt zu beurteilen – wie bei Säuglingen ist auch hier die Gefahr eines schnell lebensbedrohlichen Flüssigkeitsmangels viel zu groß, um ein paar Tage zuzusehen.
Hier einige Tipps für die Behandlung zu Hause:
12-24 Stunden Nahrungskarenz, danach gekochte Hühnerbrust ohne Haut, Moro`sche Karottensuppe oder vom Tierarzt empfohlenes Diätfutter. Zusätzlich können Präbiotika wie z.B. Lactoferrin, etwas Joghurt, Kefir, Kombucha, oder auch Präbiotika in Form von Kräuterextrakten aus Zichorienwurzel, Klettenwurzel und Löwenzahn gegeben werden. Kräuter bieten einen deutlichen Vorteil gegenüber isolierten FOS (Fructooligosaccharide), da sie viel mehr als nur präbiotische Unterstützung bieten. Chicoree und Löwenzahn sind Kräuterkennern für ihre antioxidativen Eigenschaften und ihre Fähigkeit bekannt, verschieden Funktionen der Gallenblase zu stärken. Die trägt wieder zur Verbesserung der Verdauung und zur Beseitigung von Stoffwechselabfallprodukten bei. Marshmallowwurzel (Althea officinalis) ist ein Kraut, das beeindruckende Mengen an Mucopolysacchariden enthält, von denen bekannt ist, dass sie die Darmschleimhaut beruhigen. Bei Blähungen kann zusätzlich Fenchel eingesetzt werden.
Auch Präbiotika können gegeben werden (hier aber Vorsicht, nur ganz wenige halten, was sie versprechen).
Auf keinen Fall in den Futternapf
Nudeln oder andere leicht verdauliche Kohlenhydrate sollten auf keinen Fall gegeben werden. ImmodiumR (kann Darmverschluss verursachen) oder andere Medikamente aus dem humanen Medizinschrank dürfen niemals ohne Absprache mit einem Tierarzt gegeben werden. Das Stoffwechselsystem eines Hundes gleicht nicht in jedem Bereich dem des Menschen und selbst rezeptfreie Medikamente aus dem humanen Bereich können für Deinem vierbeinigen Freund lebensgefährlich werden.
Niemals länger als drei Tage warten bis Du den Tierarzt aufsuchen!
Auch wenn es Deinem Hund abgesehen von Durchfall gutgeht, solltest Du spätestens nach drei Tagen ohne Besserung den Tierarzt aufsuchen, sonst wird das Problem schnell einmal chronisch.
Chronischer Durchfall
Durchfall gilt als chronisch, wenn er trotz Behandlung länger als drei Wochen anhält oder immer wieder nach recht kurzen Zeitabständen wiederkehrt. Hundedurchfall mag jetzt nicht sehr spektakulär erscheinen, doch kann er sich tatsächlich zu einem massiven Problem entwickeln. Dein Tierarzt wird schrittweise vorgehen, um die Ursache zu finden.
Zunächst wird er Dir eine Reihe von Fragen zur allgemeinen Gesundheit, Ernährung, Impfgeschichte und Entwurmung Deines Hundes und zu der Art des Durchfalls selbst stellen. Dadurch kann man die Art des Durchfalls näher bestimmen.
Dünndarm – oder Dickdarmdurchfall?
Prinzipiell unterscheidet man zwischen Dünndarm – und Dickdarmdurchfall, oder einer gemischten Form davon.
Dünndarmdurchfall
Hier kann es zu einer normalen bis leichtgradig erhöhten Häufigkeit des Kotabsatzes kommen, zu normaler bis leicht erhöhter Menge losen, wässrigen Stuhls, der teerig oder schwarz sein kann (was für die Anwesenheit von verdautem Blut spricht). Oft kann Dein Hund es „halten“ bis es nach draußen geht. Es besteht kein erhöhter Drang zum Kotabsatz. Dein armer Freund hat häufig keinen Appetit und oft kommt es auch zum Erbrechen.
Dickdarmdurchfall
Hier besteht echte Dringlichkeit des Kotabsatzes. Dein Hund kann den Kot eventuell nicht über Nacht halten, vielleicht sogar nicht einmal tagsüber, wenn Du ihn nicht genau beobachten. Es besteht erhöhter Drang zum Kotabsatz. Die Häufigkeit ist mittel-bis hochgradig erhöht. Häufig ist der Stuhl von Schleim oder hellrotem Blut überzogen. Das Kotvolumen selbst ist oft herabgesetzt. Bei dieser Art des Durchfalls wird sich Deine Fellnase während oder nach dem Stuhlgang eine Weile anstrengen und häufig längere Zeit nachpressen.
Gemischter Durchfall
Hier kommt es manchmal bei jedem Kotabsatz zu einer anderen Symptomatik, beide Varianten sind möglich. In so einem Fall ist es besonders wichtig, die richtigen Fragen zu stellen und eventuelle weitere Untersuchungen anzuschließen, um möglichst rasch zu einer Diagnose zu kommen.
Die Ursachen für Durchfall können sehr mannigfaltig sein und von ziemlich gutartig und behandelbar(Parasiten) bis zu schwerwiegender (Morbus Addison) reichen. Zunächst muss eine Stuhluntersuchung durchgeführt werden. Dabei wird auf Parasiten wie Hakenwürmer, Spulwürmer, Protozoen wie Giardien geachtet. Wird bei diesen Untersuchungen keine Auffälligkeit gefunden, wird Dein Tierarzt eventuell eine spezielle Diät, ein spezielles Diätfutter vorschlagen und, je nach Schwere der Erkrankung, Medikamente verordnen. Es kann ja durchaus sein, dass Dein Liebling auf einen oder mehrere Bestandteile seines Futters sensibel reagiert. In diesem Fall muss Dein Hund zumindest für eine bestimmte Zeit auch auf sonst übliche Leckerli verzichten, damit die Futterumstellung auch tatsächlich eine Aussagekraft hat.
War auch diese Therapie erfolglos, muss man jetzt ein Überschießendes Bakterienwachstum, eine Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse, eine Unterfunktion der Nebenniere oder eine Überfunktion der Schilddrüse ausschließen. Es können auch weiterführende Untersuchungen wie Ultraschall und Röntgen oder eine Biopsie nötig werden, um Pilzinfektionen, Krebs oder IBD (Inflammatory Bowel Disease) - das ist dem menschlichen Reizdarm vergleichbar – auszuschließen.
Hundedurchfall – keine einfache Sache
Wie Du siehst kann Durchfall bei Deinem Hund auch zu einem hoch komplizierten Problem werden. In so einem schwierigen Fall ist eine gründliche Aufzeichnung über Futter, Entwurmungsintervall, Leckerli und eventuelle Möglichkeit der Aufnahme von Kompostabfällen, Katzen-oder Marderkot oder ähnlichen „Spezialitäten“ von enormer Wichtigkeit für den Tierarzt und kann ihm sehr dabei helfen, der Ursache des Durchfalls auf die Spur zu kommen. Wenn Durchfall chronisch wird, kann es Wochen dauern, bis die zugrundeliegende Ursache behoben und eine wirksame Behandlung gefunden ist. Bewahre Geduld, wechsle nicht selbstständig vom Tierarzt empfohlenes Futter aus gegen anderes, probiere keine gängigen „Hausmittel“ oder Produkte aus dem Zoofachhandel aus. Mit Zeit, Geduld und Vertrauen zu einem guten Tierarzt kann im Allgemeinen eine Lösung gefunden werden.